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Was ist ein Spezialmandat?

Ein unabhängiges (Multi-)Family Office, das seine Aufgabe in der interessenkonfliktfreien Betreuung von großen (Familien)vermögen sieht und sich in erster Linie den dahinter stehenden Familien verpflichtet fühlt, sollte keine eigenen Finanzprodukte offerieren und ausschließlich im Rahmen seiner Kontrollfunktion die Leistungen mandatierter Vermögensverwalter (englisch: Asset Manager) überwachen. Dies bedeutet, dass sich ein unabhängiges Family Office auf die Auswahl und Kontrolle der am Markt besten Asset Manager beschränkt.

Investmentfonds oder diskretionäre Vermögensverwaltung (Spezialmandat)

Ein unabhängiges Family Office beschränkt sich, wie bereits erläutert, lediglich auf die Auswahl und Kontrolle von mandatierten Asset Managern und dies kann vor allem auf zwei Arten umgesetzt werden. Zum einen kann ein Family Office unterschiedliche, standardisierte Anlagestrategien wählen, die über Investmentfonds abgebildet werden. Durch das Investment in einen Investmentfonds kauft das Family Office die Anlagestrategie eines Fondsmanagers und mandatiert damit den selektierten Asset Manager indirekt. Diese Anlagestrategie verfolgt auch Breidenbach von Schlieffen & Co. unter dem Label der Multi-Manager-Strategie. Zum Anderen besteht die Alternative, Portfoliomanager direkt zu mandatieren, indem man ein oder mehrere Spezialmandate ausschreibt, auf das sich dann verschiedene Asset Manager bewerben können. Damit ist die diskretionäre Vermögensverwaltung (Spezialmandat) kein Fonds, sondern eine auf den Kunden zugeschnittene Anlagestrategie, die ein Portfoliomanager individuell betreut.

Der Ursprung der Vermögensverwaltung

Der Ursprung der modernen Bank und damit auch indirekt von Vermögensverwaltern lässt sich auf die Tätigkeit der Geldwechsler zurückführen. So kommt selbst der Begriff Bank aus dem italienischen und stammt von dem Wort banco, was den Tisch des Geldwechslers meinte. Als ein Beispiel dient die Amsterdamer Wechselbank, die bereits Anfang des 17. Jahrhunderts Einzahlungen von Münzen in unterschiedlicher Währungen zu einem festen Wechselkurs anbot und die Einlage als Bankguthaben gut schrieb, womit die bargeldlose Zahlung Einzug erhielt. Anfangs war diese Bank noch keine Bank im modernen Sinne, da sie noch keine Kredite vergeben durfte, was ein wesentlicher Bestandteil heutiger Universalbanken ist.

Geldwechsler als Vorläufer moderner Bankiers

Darüber hinaus gibt es weitere Beispiele dafür, dass sich Geldwechsler zu Bankiers entwickelten. Prominenteste Vertreter sind wohl das Haus Rothschild, die in der Frankfurter Judengasse als Kleinwarenhändler sowie Geldwechsler begannen und 1766 das Bankhaus Rothschild gründeten. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist die 1789 gegründete M.M. Warburg & Co. KGaA, die zu den bedeutenden deutschen Privatbankhäusern zählte und deren Gründerfamilie auch eng mit der ehemals größten amerikanischen Investmentbank Kuhn, Loeb & Co. verbunden war. Die ersten Bankiers im heutigen Deutschland dürften nach dieser Definition allerdings die Fugger und Welser aus Augsburg gewesen sein, die bereits im 15. Jahrhundert als Händler und Geldwechsler tätig waren.

Vom Geldwechsler zum Privatbankier

Der Privatbankier stellt somit die älteste Unternehmensform des Bankgeschäftes dar und reicht bis in das 13. Jahrhundert ins mittelalterliche Florenz, insbesondere gilt die Vierei di Cambio de‘ Medici als Vorläufer moderner Privatbanken. Eine Bank erbringt folglich, sowohl heute als auch im mittelalterlichen Florenz, gegen Entgelt Dienstleistungen für Kunden, wie Zahlungsverkehr, Einlagen- und Kreditgeschäft, Handel mit Wertpapieren sowie deren Verwahrung (Depotgeschäft).

Von der diskretionären Vermögensverwaltung zum Investmentfondsgeschäft

Betrachtet man die Vermögensverwaltung aus einem historischen Blick, so ist festzuhalten, dass die Entstehung der modernen Vermögensverwaltung in der diskretionären Vermögensverwaltung begründet liegt. Privatbankhäuser wie beispielsweise Rothschild oder Metzler in Frankfurt verwalteten und managten das Vermögen ihrer Mandanten individuell, je nach Wünschen des Kunden. Investment Fonds im heutigen Sinne sind ein neueres Phänomen. So lassen sich die Ursprünge der Investmentfonds im 19. Jahrhundert verorten, einem breiten Publikum wurde diese institutionalisierte Anlagemöglichkeit allerdings erst in den 1920er (USA), bzw. 1950er (Deutschland) zugänglich. Zudem trugen Investmentfonds deutlich zur Demokratisierung des Kapitalmarktes bei, da diese einem breiten Publikum Zugang zu professionellem Portfoliomanagement verschufen, was zuvor nur sehr vermögenden Kunden, die (Privat-)Bankhäuser beauftragten offen stand. Das Bankhaus Metzler zählt zu den bedeutendsten heute noch existierenden deutschen Privatbanken, die noch durch die Gründer- & Inhaberfamilie geführt wird.

Definition Spezialmandat in Abgrenzung zum Investmentfonds

Ein Spezialmandat ist eine individuell ausgestaltete Vermögensverwaltung, bei der ein institutioneller Anleger einem Asset Manager das gezielte Management eines Vermögensanteils überträgt. Im Gegensatz dazu ist ein Investmentfonds ein kollektives Anlagevehikel, bei dem das Kapital vieler Anleger gemeinsam investiert wird. Beim Spezialmandat bleibt das Vermögen rechtlich und organisatorisch vom übrigen Vermögen des Asset Managers getrennt, während Investmentfonds als Sondervermögen geführt werden. Spezialmandate bieten eine maßgeschneiderte Anlagestrategie, die exakt an die Bedürfnisse und Vorgaben des Mandanten angepasst ist, während Fonds einer standardisierten Anlagepolitik folgen. Zudem hat der Mandant bei einem Spezialmandat oft direkten Einfluss auf die Anlagestrategie, was bei Fonds in der Regel nicht möglich ist.

Ein Investmentfonds ist ein Anlagevehikel, das Kapital vieler Anleger bündelt und dieses nach einer festgelegten Strategie verwaltet, die vom Fondsmanager definiert wird. Anleger erwerben dabei Anteile am Fonds und profitieren von einer breiten Diversifikation und professionellem Management, ohne direkten Einfluss auf die Anlagestrategie zu haben. Im Gegensatz dazu ist ein Spezialmandat eine individuell gestaltete Vermögensverwaltung, bei der ein einzelner Kunde einen Asset Manager mit der Umsetzung einer maßgeschneiderten Strategie beauftragt. Während ein Investmentfonds standardisierte Lösungen bietet, ermöglicht ein Spezialmandat eine auf die spezifischen Ziele und Anforderungen des Anlegers zugeschnittene Betreuung. Für ein unabhängiges Family Office kann die Auswahl von Investmentfonds als indirektes Mandat für die Strategie eines Fondsmanagers dienen, wobei die Überwachung des Managers im Fokus steht.

Vermögensverwalter im Überblick

Betrachtet man als Family Office die Auswahl der möglichen zu beauftragenden Vermögensverwaltern so lässt sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Vermögensverwaltern (Asset-Managern) erkennen, die sich allerdings in deren Struktur und Geschäftsmodel zum Teil unterscheiden. Wir unterscheiden hauptsächlich grob in drei unterschiedliche Arten an Vermögensverwaltern (Asset-Managern), die wir nun mit Beispiel vorstellen:

Freie Vermögensverwalter

Die erste Kategorie bilden unabhängige (Fonds-)Boutiquen, die nun sowohl Fonds für die breite Masse anbieten, aber auch Spezialmandate betreuen. Als Beispiel kann hier Flossbach von Storch, Eyb & Wallwitz oder DJE genannt werden. Diese Häuser zeichnen sich durch Unabhängigkeit und im Verhältnis zum Teil geringere Eintrittsschwellen hinsichtlich Investmenthöhe zur diskretionäre Vermögensverwaltung aus. Nachteil kann hier allerdings zum Teil begrenzte Ressourcen dieser Boutiquen, hinsichtlich Research, etc. sein. Flossbach von Storch ist der größte freie Vermögensverwalter in Deutschland mit mehr als 70 Milliarden an betreuten Kundengeldern.

Bank-Vermögensverwalter

Eine weitere sehr dominante Form sind Vermögensverwalter großer Investment- oder Universalbanken. Da diese Banken ein diversifiziertes Geschäftsmodell verfolgen, bieten sie Vermögensverwaltung als ein Teilbereich ihrer Dienstleistungspalette. Vorteil ist hier, dass Kunden auch von Dienstleistungen außerhalb der Vermögensverwaltung profitieren und auf ein globales Research zurückgegriffen werden kann.  Als Beispiel für einen solchen Vermögensverwalter kann die BNP Paribas oder ABN AMRO, aber vor allem die UBS, als weltweit größter Bank-Vermögensverwalter, mit mehr als 3100 Milliarden Asset under Management genannt werden.

Globale Asset Manager

Als letzte Kategorie haben wir die Giganten der Vermögensverwaltung, wie BlackRock, Fidelity, Vanguard oder DWS gewählt. Ihr Angebot liegt ausschließlich in der Vermögensverwaltung und dort hauptsächlich im Verkauf von Publikumsfonds, bieten allerdings zum Teil, ab sehr hohen Vermögen, auch die Möglichkeit von diskretionärer Vermögensverwaltung an. Vorteil dieser Vermögensverwalter ist sicher die hohe Expertise, Nachteil ist der erschwerte Zugang zum Portfoliomanagement und Spezialmandate werden nur für sehr große Investments angeboten. Die DWS ist einer der größte deutschen Asset Manager mit internationalem Renommee.

Wann und für wen ist ein Spezialmandat sinnvoll

Zunächst ist es sinnvoll sich noch einmal kurz den Unterschied zwischen Spezialmandat und Investmentfonds vor Augen zu halten. Investmentfonds bündeln das Kapital vieler Anleger in einem festen und rechtlichen Konstrukt und investieren dieses im Sinne der Anlagestrategie des Fondsmanagers. Die diskretionäre Vermögensverwaltung, die auch häufig als Spezialmandat bezeichnet wird, ist eine individuelle Betreuung nach Angaben des Anlegers. Vereinfacht gesagt handelt ein Portfoliomanager keine Wertpapiere in einem Fonds, sondern in einem Depot des Kunden, nach Anlagevorgaben des Kunden. Folglich ist die diskretionäre Vermögensverwaltung individuell anpassbar, was vor allem bei komplexen Vermögen von Vorteil ist, da so Klumpenrisiken vermieden werden können. Ein Spezialmandat auszuschreiben ist folglich vorrangig für große Vermögen sinnvoll. Für die meisten Anleger ist mit Hinsicht auf die Vermögenshöhe und Kostenkomponente ein Investment in einen Fonds die vorteilhaftere Variante. Abzugrenzen von Spezialmandaten sind Spezialfonds, die eine besondere Art des Vehikels für institutionalisierte Großvermögen ist. Diese Vermögen können für die Verwaltung einen eigenen Spezialfonds auflegen, der dann seinerseits entweder in Investmentfonds oder diskretionäre Vermögensverwaltungsmandate investiert. Die Sinnhaftigkeit dieser Option haben wir in dem Ratgeber-Beitrag Spezialfonds diskutiert.

Fazit

„Die diskretionäre Vermögensverwaltung (Spezialmandat) bietet für komplexe Vermögen und deren Bedürfnisse die ideale Lösung.“

Dr. Marc Breidenbach

Über den Autor

Dr. Marc Breidenbach hat über 20 Jahre Erfahrung in der Beratung von Unternehmerfamilien und Familienvermögen. Er war Dozent für Betriebswirtschaft an der Universität, verfügt über eine umfassende Ausbildung im Bankgeschäft und war in London, Frankfurt und Hamburg für Universal- und Investmentbanken tätig. Seine Schwerpunkte sind Themen wie Grundlagen der Geldanlage, Family Office, Vermögensverwaltung, Strategische und Taktische Allokation, Unternehmensbeteiligungen, Unternehmensnachfolge, Steuern und Immobilien.

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