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Es lebe die Gier – Vorsicht geboten…

Grafik 1: Indikatoren-Heatmap von Breidenbach von Schlieffen & Co.
Es lebe die Gier_BvS Heatmap_01_Grafik 1
Quelle: Eigene Darstellung – aggregiert durch Breidenbach von Schlieffen & Co. GmbH. Zum Ursprung der Daten siehe Beschreibung der Indikatoren im Glossar.

Heute ist der 12. Februar 2021,
und dies ist keine Podcast-Episode, sondern ein Blogbeitrag, den es auch zum Hören gibt.

In unserem letzten Blogbeitrag „Das Glas ist voll“ haben wir die Heatmap von Breidenbach von Schlieffen & Co. erstmalig vorgestellt. Diese werden wir regelmäßig in Blogbeiträgen veröffentlichen. Die von Breidenbach von Schlieffen & Co. entwickelte Heatmap deutet auf ein besonders positives Stimmungsbild der Investoren. Es war schon immer ein Warnzeichen, wenn sich alle einig waren.

Die von uns gewählten Indikatoren der Heatmap beschreiben wir unter der Rubrik „Ratgeber & Meinung“ im Bereich „Glossar“.

In einer Welt ohne Zinsen unterstreichen auch wir die aktuell vielfach zu lesende Ansicht, dass für ein Portfolio Aktien alternativlos sind. Unserer Ansicht nach gilt das nicht für alle Aktien, aber sicher für solche Aktien von Unternehmen mit einem bewiesen nachhaltig stabilen Geschäftsmodell und solider Bilanz.

ABER: Aktienkurse sind nicht schwankungslos, und zwar kein einziger.

Die Formel ist ganz einfach: Ist die Erwartungshaltung der Summe der Investoren besonders positiv, ist es einfach, diese Erwartungshaltung zu enttäuschen. Das Problem an einer besonders positiven Einschätzung ist,  dass die zukünftig positive Entwicklung nicht nur erwartet wird, sondern als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Blöd ist, wenn es anders kommt. Der berühmte Investor Sir John Templeton hat mal übersetzt gesagt: „Wenn man eine bessere Performance als die Masse haben möchte, muss man etwas anderes machen, als die Masse“. Also sollte man regelmäßig prüfen, wie die allgemeine Stimmungslage ist.

Breidenbach von Schlieffen & Co. analysiert seit Gründung der Firma die Summe der Erwartungshaltung der Investoren und hat damit recht gute Erfolge, was man in den Blogbeiträgen der letzten Jahre nachlesen kann.

Dafür bedienen wir uns regelmäßig verschiedener Informationen. Seit ein paar Monaten tragen wir diese Informationen in einer von uns erstellten Heatmap zusammen. Ist die Stimmung besonders schlecht, sind die Farben der Heatmap von grün bis gelb. Ist die Stimmung besonders positiv, ist das Farbsprektrum von gelb bis rot. Übersetzt heißt das: Ist die Stimmung besonders gut, haben die Investoren an die Zukunft hohe Erwartungen. Meistens haben sie dann viele Aktien und wenig Cash. Ist die Stimmung besonders schlecht, haben die Investoren an die Zukunft besonders negative Erwartungen, also wenig Aktien und viel Cash.

Noch einfacher ausgedrückt bedeutet es, dass besonders positiv eingestellte Investoren bereits viele Aktien haben und nicht genügend Cash, um weitere zu kaufen. Wer kauft denn dann aktuell, schließlich steigen die Kurse fröhlich weiter. Es wäre nicht verwunderlich, wenn das Gelder aus Effektendarlehen sind. Investoren beleihen ihre Aktien und kaufen mit dem geliehenen Geld noch mehr Aktien. So etwas gibt es, hat aber mit einem soliden Investitionsverhalten nichts zu tun.

Es heißt zwar immer, dass der Aktienmarkt die Zukunft beurteilt. Wie wir seit Jahrhunderten feststellen können, ist das nicht immer wahr, ansonsten wären viele der empfindlichen Kursrückgänge nicht erklärbar. Ein Markt wird nicht ohne Investoren oder Marktteilnehmer gemacht, er arrangiert sich nicht selbst. Für eine starke Korrektur oder extrem positive Aktienmärkten hat nicht der Markt die Verantwortung, sondern die Marktteilnehmer. Irgendwann sind alle Getriebene. Am Ende einer Phase stehen regelmäßig Panik bzw. Gier im Vordergrund.

Im März 2020 herrschte Panik, aktuell herrscht Gier. Um langfristig erfolgreich zu investieren, sind weder Gier noch Panik gute Ratgeber. Meistens sind übrigens die besonders gierigen Investoren die, die später panisch werden.

Wie schon in unserer letzten Podcastepisode erläutert, sehen wir einige Parallelen zu dem Jahr 1999. Es war das Jahr des Neuen Marktes und egal, was man als Investor anpackte, es ging gut. Bis es ab März 2000 nicht mehr gut ging. Viele der damals gefeierten und hoch bewerteten Unternehmen gibt es gar nicht mehr und manche Unternehmensgründer landeten im Gefängnis.

Wenn man heute feststellen muss, dass sich Aktienkurse an ihrem ersten Tag des Börsendebuts regelmäßig verdoppeln, hat offensichtlich irgendjemand einen Fehler gemacht. Entweder hat die Investmentbank, die das Unternehmen an die Börse begleitet, eine zu geringe Bewertung erstellt, oder die Verkäufer haben ihre Aktien zu preiswert angeboten, oder die Käufer kaufen zu teuer. Während sich die Investmentbanken und Verkäufer über Monate mit der richtigen Bewertungsgestaltung auseinander gesetzt haben, haben sich die Investoren, die die Kurse am ersten Handelstag in ungeahnte Höhen treiben, häufig nur ein paar Minuten oder gar nicht mit dem Unternehmen, dessen Zukunftsperspektive, den Markteintrittsbarrieren oder deren Bilanz beschäftigt. Welche Gruppe hat wohl den Informationsvorsprung?

Wenn man in der Zeitung lesen kann, dass Investmentbanken für 2022 wegen des guten Marktumfeldes besonders viele Börsengänge erwarten, ist das für die Banken gut, aber für die Aktienmärkte ein Alarmsignal. Und genau dieses Alarmsignal gibt uns aktuell die BvS & Co. Heatmap.

Mitte Dezember haben wir in den von uns verwalteten Portfolios die Liquidität um ca. 8% auf in Summe 15% erhöht. Damit waren wir hoch genug investiert, um an weiter steigenden Kursen teilzunehmen, haben aber Flexibilität, um bei plötzlich fallenden Kursen die Hand aufhalten zu können. Durch die starke Performance weltweiter Aktienmärkte hat sich unsere Liquiditätsquote schon wieder um 2% reduziert. Sehr wahrscheinlich werden wir die Liquiditätsquote nochmal erhöhen müssen.

Es ist die Zeit gekommen, vorsichtig zu sein. Wenn alle durch das gleiche das Schlüsselloch wollen, wird es eng und es wird Verletzte geben.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Herzlichst,

Ihr Team von Breidenbach von Schlieffen & Co.



HINWEIS:
Dieser Blogbeitrag und dessen Inhalt stellt keinerlei Handlungsempfehlung dar, sondern dient lediglich der Information.


Über den Autor

Magnus v. Schlieffen hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im Kapitalmarkt. Er war für verschiedene internationale Banken in leitenden Positionen in München, New York und Frankfurt tätig. Als ausgebildeter Volkswirt sind seine Schwerpunkte die Analyse von Kapitalmärkten und deren Anlageklassen, Regulierung, Nachhaltigkeit und die Analyse von Vermögensverwaltern, Fonds- und Investmentmanager. Er ist der Chief-Investment-Officer (CIO) von Breidenbach von Schlieffen & Co. und prägt so die Meinung des Hauses.

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